Das Xiaomi Mi 9 SE ist ein Mittelklasse-Handy mit Anwandlungen zum High-End-Gerät. Ganz in die Oberklasse schafft es der kleine Bruder das Xiaomi Mi 9 zwar nicht, doch in Bezug auf Performance, Display und Kamera können wir das Gerät im Test loben. Die Ausstattung weist jedoch mehrere Leerstellen auf, weshalb das Xiaomi-Handy auf die mittleren Plätze in unserer Bestenliste rutscht. Dennoch ist das Xiaomi Mi 9 SE ein Mittelklasse-Gerät mit vielen Vorzügen – aber auch viel Konkurrenz aus dem eigenen Haus.
Xiaomi Mi 9 SE im Test: Edles und kompaktes Mittelklasse-Handy
Das Xiaomi Mi 9 SE ist in der "Mi 9"-Reihe des chinesischen Herstellers das kleinste Modell. Das Handy ist mit 148 mal 71 Millimeter Größe zwar nicht ganz so kompakt wie das Samsung Galaxy S10e (zum Test), aber trotzdem nicht ausladend groß. Mit 155 Gramm Gewicht ist das Xiaomi Mi 9 SE dazu noch recht leicht, und das exzellent verarbeitete Gerät liegt gut in der Hand.
Vorder- und Rückseite sind mit Gorilla-Glass verkleidet und zum stabilen Aluminium-Rahmen hin abgerundet. Ein komplett rahmenloses Display hat das Xiaomi Mi 9 SE nicht. Die Rückseite ist flach und wirkt edel, das Modul der Triple-Kamera steht jedoch stark heraus und fühlt sich scharfkantig an. Hier ist die Handy-Schutzhülle hilfreich, die Xiaomi als Zubehör beigelegt hat. Einen Fingerabdruck-Sensor hat Xiaomi in das Display integriert. Insgesamt macht das Gerät einen hochwertigen Eindruck.
OLED-Display mit starken Farben im Test
Das 6-Zoll-OLED-Display des Xiaomi Mi 9 SE ist sehr gut. Die maximale Helligkeit fällt mit 650 Candela pro Quadratmeter hoch aus, und der Schachbrett-Kontrast ist mit 174:1 überdurchschnittlich gut. Der erweiterte DCI-P3-Farbraum wird vollständig dargestellt, der Standard-RGB-Farbraum zu 143 Prozent. Die Farbdarstellung des Mi-9-SE-Displays ist hervorragend und grundsätzlich auch für HDR-Bildmaterial geeignet. Auf der Videoplattform YouTube können Videos auch in HDR-Qualität dargestellt werden, bei Netflix funktioniert das zum Testzeitpunkt aber nicht.
Das Display im 19,5:9-Format stellt ein Full-HD-Plus-Bild mit 2.340 mal 1.080 Pixel dar, eine kleine tropfenförmige Einsparung für die Front-Kamera beschränkt die Bildfläche geringfügig.
Gute Leistung zwischen Mittelklasse und High-End-Niveau
Mit dem Qualcomm Snapdragon 712 verfügt das Xiaomi Mi 9 SE über einen Prozessor der oberen Mittelklasse. Die 700er-Reihe erreicht nicht ganz die Leistung der High-End-Prozessoren, zum Beispiel die des Snapdragon 855 im Xiaomi Mi 9 (zum Test). Sie erreicht jedoch fast das Niveau der vergangenen Flaggschiff-Generation. Abgesehen von fehlender Spitzen-Performance für besonders anspruchsvolle Handy-Spiele und Spezial-Apps leistet der Snapdragon 712 aber gute Arbeit. Geschwindigkeitsprobleme sollten Sie keine bemerken, Apps starten flott und laufen flüssig. Die 6 GByte Arbeitsspeicher sind üppig. Für seinen Preis bietet das Mi 9 SE definitiv einiges, die sehr gute Performance ist eines der Highlights des Geräts.
Ausstattung lässt einiges vermissen
Die Ausstattung des Xiaomi Mi 9 SE kann nicht ganz überzeugen, auch bei einem Mittelklasse-Gerät könnte da mehr drin sein. Ein zertifizierter Staub- und Wasserschutz wäre schön gewesen, doch darauf verzichtet Xiaomi selbst bei seinen teureren Modellen wie dem Mi 9. Es fällt eher störend auf, dass das Mittelklasse-Handy keine Micro-SD-Karten unterstützt. Gerade wenn Sie sich für die 64-GByte-Variante des Mi 9 SE entscheiden, haben Sie effektiv nur 50 GByte Speicher zur Verfügung - der nicht erweiterbar ist. Es gibt jedoch auch eine, natürlich teurere, 128-GByte-Variante des Smartphones.
Auf einen Kopfhörer-Anschluss vom Typ Klinke wurde beim Mi 9 SE ebenfalls verzichtet, Sie müssen mit USB Typ C als Schnittstelle vorliebnehmen. Einen Adapter von USB zu Klinke hat Xiaomi aber beigelegt. Die Funk-Schnittstellen sind Standard und einem Mittelklasse-Handy angemessen: WLAN im 802.11-ac-Standard, LTE-Internet mit einer Downloadgeschwindigkeit von 600 Mbit/s, Bluetooth 5.0 und NFC. Das Schubfach im Gehäuse bietet Platz für zwei SIM-Karten (4G/4G). Als Bonus verfügt das Xiaomi Mi 9 SE wieder über die von Xiaomi gerne integrierte Infrarot-Fernbedienung, die sich per App mit verschiedenen Geräten verbinden lässt.
Über dem installierten Android-9-Betriebssystem liegt die Xiaomi-Benutzeroberfläche MIUI 10.2. Diese kommt mit diversen Zusatz-Apps und System-Modifikationen. Allzu aufdringlich sind diese zwar nicht, manchen Nutzer könnte die „Bloatware“ aber stören. Updates des Google-Betriebssystems werden durch die Modifikationen etwas verzögert ausgeliefert, zum Testzeitpunkt im Juli hatte das Mi 9 SE noch das Sicherheitsupdate von Mai. Wir bewerten die Ausstattung nur als „befriedigend“.
Xiaomi Mi 9 SE mit guter Kamera
Bei der Kamera bietet das Xiaomi Mi 9 SE einerseits eine ansprechende Bildqualität auf High-End-Niveau, andererseits jedoch nicht die Ausstattung, die man in der Oberklasse erwartet. Letztendlich steht daher zwar die Gesamtnote „gut“, im Mittelklasse-Bereich kann das Mi 9 SE aber auch damit glänzen. Die Hauptkamera besteht aus drei Sensoren: Der zentrale 48-Megapixel-Sensor wird durch einen 13-Megapixel-Ultraweitwinkel-Sensor und einen 8-Megapixel-Sensor mit zweifachem optischen Zoom ergänzt. Die Frontkamera bietet einen 20-Megapixel-Sensor. Ein optischer Bildstabilisator fehlt.
Die Fotos der Hauptkamera haben im Standard-Modus eine Auflösung von 12 Megapixel, da jeweils vier Pixel zur Verbesserung der Qualität zusammengezogen werden. Bei Tageslicht-Aufnahmen ist geringfügig Unschärfe und Rauschen erkennbar, doch der Gesamteindruck bleibt hervorragend. Feine Details und Strukturen werden sehr gut abgebildet. Auch bei schwierigen Lichtverhältnissen leidet die Qualität nicht wesentlich: In einzelnen Bereichen zeigt sich Unschärfe, doch die Details sind weiterhin gut, und auch störendes Rauschen tritt nicht auf. Die Fotos bewerten wir als „sehr gut“.
Bei der Ausstattung der Kamera gibt es jedoch Abzüge in der B-Note: Videoaufnahmen sind zwar in HD, Full-HD und Ultra-HD möglich, jedoch jeweils nur mit 30 Bildern pro Sekunde. Zudem steht der digitale Bildstabilisator nur bis Full-HD zur Verfügung, die UHD-Aufnahmen verwackeln leicht. Bei Full-HD sind Zeitlupen-Aufnahmen nur mit 120 statt 240 Bildern pro Sekunde möglich, bei HD dafür sogar mit bis zu 960 Bildern pro Sekunde. Insgesamt kann uns die Kamera aber überzeugen.
Der Akku hält lange durch
Den Akku des Xiaomi Mi 9 SE bewerten wir als „sehr gut“, denn die Akkulaufzeit und die Akkuladezeit sind klasse. Im Online-Dauertest hielt der 3.070-mAh-Akku des Mittelklasse-Smartphones überzeugende 10:40 Stunden durch. Und geladen ist das Handy in flotten 1:33 Stunden, dank des beigelegten 18-Watt-Schnelllade-Netzteils. Nach den ersten 30 Minuten ist auch fast die Hälfte des Akkus wieder geladen. Insgesamt ein Ergebnis, das das Xiaomi Mi 9 SE zum ausdauernden Alltags-Begleiter macht. Kabelloses Laden unterstützt es aber nicht.
Kein Xiaomi-Preisknüller wie sonst
Die 64-GByte-Variante des Xiaomi Mi 9 SE können Sie zum Testzeitpunkt für rund 290 Euro kaufen (zum Preisvergleich). Wollen Sie mehr Speicher, bekommen Sie das 128-GByte-Modell für rund 320 Euro (zum Preisvergleich). Verglichen mit anderen Mittelklasse-Handys sind das faire Preise. Doch die Konkurrenz kommt aus dem eigenen Haus: Xiaomi selbst bietet überzeugende Alternativen. Das Xiaomi Redmi Note 7 schnitt in unseren Testwertungen geringfügig schlechter ab, dafür gibt es das Handy zum Hammerpreis von 170 Euro (zum Preisvergleich). Gleichzeitig liegt der Preis für das Pocophone F1 inzwischen bei 280 Euro (zum Preisvergleich) und hier bekommen Sie ein waschechtes High-End-Smartphone. Zum Vorteil gereicht dem Mi 9 SE aber sein besseres Display, OLED statt LCD, und die beste Kamera aller drei Geräte. Sie haben die volle Auswahl.