Erneut lenkt Huawei unser Interesse auf einen vermeintlichen MacBook-Klon. Dieses mal dient nicht das MacBook Pro, sondern augenscheinlich das MacBook Air als Vorlage für die Kopie aus China. Doch nach dem Test des Huawei MateBook 13 wird das Fazit nicht erneut lauten: bessere, günstigere Alternative zum teuren Apple MacBook Air. Denn im Grunde handelt es sich um völlig verschiedene Geräte. Endlich.
Das Huawei MateBook 13 positioniert sich als Mittelklassemodell zwischen dem teureren MateBook X Pro und dem Einstiegs-Laptop MateBook D. Es kostet mit Intel Core i5-CPU, 8 Gigabyte RAM und 256 Gigabyte fassender SSD zum Testzeitpunkt rund 1.000 Euro. Die von uns an dieser Stelle getestete Topversion mit Intel Core i7-8565U schlägt mit rund 1.200 Euro zu Buche.
Keine Nvidia-Grafik und kein Touchscreen für Deutschland
In Deutschland bietet Huawei das MateBook 13 nicht mit dedizierter Grafiklösung an. In anderen Ländern, darunter den USA, gibt es das MateBook mit einer Nvidia GeForce MX150. Dort haben Kunden auch die Option auf einen Touchscreen. Letzteren gibt es für deutsche Kunden Stand heute ebenfalls nicht.
Design und Verarbeitung
Auf den ersten Blick sieht man dem Testgerät die optische Nähe zum Vorbild an. Dabei unterscheidet sich das MateBook 13 doch deutlich vom aktuellen MacBook Air. Dem ungewöhnlichen Bildschirmformat von 3:2 geschuldet fällt zum Beispiel das Gehäuse kompakter aus. So ist das MateBook 13 ein gutes Stück dicker, aber nicht so breit wie das MacBook Air.
1.299 Gramm bringt das Testgerät auf die Waage. Die Verarbeitung ist, wie inzwischen vom chinesischen Hersteller gewohnt, hochwertig. Wenn wir das Ultrabook kräftig schütteln, gibt es keinen Laut von sich - ein gutes Zeichen. Die Spaltmaße fallen gleichmäßig aus. Produktionsrückstände oder sonstige Mängel können wir beim uns zur Verfügung gestellten Rezensionsexemplar nicht feststellen.
Zwei Dinge fallen uns am Design dennoch negativ auf. Das Huawei-Logo am Deckel scheint aufgeklebt zu sein. Es ragt aus dem Gehäuse hervor und ist von rauer Oberflächenstruktur. An dieser Stelle ist zudem der Aluminiumdeckel recht weich. Auf punktuellen Druck hin gibt er spürbar nach und lässt sich beinahe bis auf die darunterliegende Tastatur eindrücken.
Anschlüsse
Bis auf zwei USB-C-Ports findet ihr keinerlei Anschlüsse am MateBook 13. Ausschließlich über den linken USB-Port wird das Testgerät mit Strom versorgt, der rechte dient lediglich dem Anschluss von Zubehör wie einem Monitor (DisplayPort) und der Datenübertragung.
Schade finden wir, dass beide Schnittstellen nicht Thunderbolt 3-fähig sind. Ein gravierender Nachteil gegenüber dem MacBook Air. Im Huawei-Kosmos bietet allein das teurere Matebook X Pro Thunderbolt-Schnittstellen. Auf der anderen Seite freuen wir uns über die unauffällige Integration des Fingerabdruckscanners im Power-Knopf.
Tastatur und Touchpad
Zum Aufklappen des Displaydeckels benötigt ihr beide Hände. Zwar lässt sich die Anzeige dank einer Gehäusemulde prima mit einem Finger anheben, für den restlichen Weg bis zum maximalen Display-Öffnungswinkel von etwa 150 Grad muss aber die andere Hand her, da sonst das Gehäuse vom Boden abhebt. Das MateBook 13 ist bei geöffnetem Display kopflastig und nicht perfekt ausbalanciert.
Im Inneren kommt eine bis an den Rand gezogene, normal große Tastatur zum Vorschein. Wer die jüngsten MacBook-Tastaturen mit Butterfly-Mechanismus kennt: Der Tastenanschlag der Huawei-Klaviatur fällt weicher aus. Der Druckpunkt ist exakt, der Hub etwas länger als beim MacBook. Erst bei sehr hohem Druck gibt die Tastatur im mittleren Bereich minimal nach. Auffallend ist der deutlich schwammigere Druckpunkt der Pfeiltasten, die zu unserem Missfallen auch noch sehr klein ausfallen.
Sämtliche Tasten lassen sich in zwei Stufen per LED beleuchten. Die Hintergrundbeleuchtung erfolgt prinzipiell gleichmäßig jedoch nicht so homogen, wie beim MacBook Pro und beim neuen MacBook Air. Rund um den Buchstaben "J" streut das Licht merklich. Unterm Strich lässt es sich mit der Tastatur des MateBooks hervorragend arbeiten und die Eingewöhnungszeit fällt denkbar gering aus.
Ungewöhnlich breit zeigt sich das Touchpad. Es misst in der Diagonalen stolze 13,5 Zentimeter, ist mit einer Höhe von 6,2 Zentimetern aber knapp zwei Zentimeter kleiner, als das Trackpad der MacBooks.
Der Mausersatz funktioniert im Alltag dank guter Gleiteigenschaften sehr gut. Das Touchpad unterstützt Multitouch-Gesten unter Windows 10 und lässt sich im oberen Bereich schwerer als im unteren Bereich drücken. Der höhere Kraftaufwand im oberen Drittel hat ein leichtes Durchbiegen des Gehäuses zur Folge.
Display im 3:2-Format: Der Star des MateBooks
Absoluter Blickfang am Huawei MateBook 13 ist das Display. Nicht nur die schmalen Bildschirmränder von nicht einmal einem halben Zentimeter an den Seiten, sondern auch das ungewöhnliche Seitenverhältnis von 3:2 gefallen auf den ersten und zweiten Blick. Die vom Hersteller als FullView-Display bezeichnete Anzeige stammt vom taiwanischen Zulieferer Chi Mei und bietet eine Auflösung von 2.160 x 1.440 Bildpunkten.
Die maximale Helligkeit fällt noch ausreichend hoch aus, sodass auch an ein Arbeiten im Freien zu denken ist. Leider spiegelt das Display des Testgerätes stark, wie die meisten Anzeigen aktueller Laptops. Subjektiv gefallen uns Farben und Kontrast gut. Erst der Monitortest von Eizo fördert eine Schachstelle des MateBook-Displays zu Tage.
Bei der Darstellung von flächigem Schwarz kommt es zu Inhomogenitäten. Am unteren und oberen Rand scheint die LED-Hintergrundbeleuchtung dermaßen durch, dass sich kleine Helligkeitswolken, besonders auffällig am unteren Rand, bilden. Man spricht in diesem Zusammenhang vom "Clouding". Im Alltag fällt uns dies etwa beim Filme-schauen auf.
Die hohe Auflösung führt zu einer überaus scharfen Darstellung von Inhalten wie Schrift. Den Treppcheneffekt können wir nicht beobachten. Dank des verbauten IPS-Panels fallen die Blickwinkel sehr großzügig aus. Zu einem auffälligen Helligkeitsabfall oder Farbumkehrungen kommt es selbst aus extremen Blickwinkeln nicht.
Leistung und Akkulaufzeit
Huawei verbaut in der getesteten Version des Matebook 13 einen Lithium-Polymer-Akku mit einer Kapazität von 3.660 Milliamperestunden. Bei einem typischen Mix aus Surfen im Netz, dem Verfassen von E-Mails und dem Nutzen von Office-Programmen gingen bei uns im Schnitt nach nicht einmal sieben Stunden die Lichter aus. Wer die Bildschirmhelligkeit reduziert und das Energiesparprofil auf "bessere" statt auf "beste" Leistung setzt, gewinnt wertvolle Minuten hinzu. Dennoch ist dieses Ultrabook kein Dauerläufer.
Der in unserem Testgerät verbaute Intel Core i7-8565U hat in Verbindung mit dem acht Gigabyte großen Arbeitsspeicher keine Mühen, uns flott durch den Alltag zu tragen. Programme und Apps öffnen umgehend, zu längeren Wartezeiten kommt es auch beim Aufrufen riesiger Excel-Tabellen nicht.
Für einen kompletten Kaltstart benötigt die Testkonfiguration gerade einmal zehn Sekunden. Ein Traumwert! Klappt ihr den Laptop-Deckel einfach zu und zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf (Warmstart), gibt es keine Verzögerung und das System ist sofort einsatzbereit.
Bei den durchgeführten Benchmarktests zeigt sich, dass Huawei der Leistungsentfaltung mit Blick auf die entstehende Wärme Grenzen setzt. Unter Cinebench R15 erreicht unser Testgerät im Schnitt 530 Cinebench-Punkte (Multicore) und 57,25 Bildwiederholungen im OpenGL-Test. Damit liegt es auf dem gleichen Leistungsniveau wie das teuere Matebook X Pro und deutlich über dem des MacBook Air.
Lüfter-Lautstärke und Umwelt
Zu laut und hyperaktiv: Dem Lüfter im MacBook Air konnten wir nicht viel Gutes abgewinnen. Die beiden Schaufelräder im MateBook machen ihren Job besser, doch auch sie neigen dazu, zu früh anzuspringen. So liegt oft schon im Leerlauf oder beim reinen Surfen im Netz ein Lüftergeräusch in der Luft.
Dieses kann bei dauerhafter Belastung deutlich ansteigen, wird aber nie so laut, wie beim MacBook Air. Auf der anderen Seite wird das Aluminium-Gehäuse des Matebook vergleichsweise warm. Nach den Benchmarkschleifen messen wir entlang der beiden Bildschirmscharniere auf der Unterseite bis zu 41,5 Grad Celsius. Das merkt man auf den Knien!
Normale Kamera, normale Lautsprecher
So innovativ und kurios die in der Tastatur versenkbare Webcam des Matebook X Pro auch war, das 1-Megapixel-Pendant im MateBook 13 gefällt uns besser. Die Webcam sitzt nämlich an gewohnter Stelle und liefert Aufnahmen aus vertrautem Blickwinkel, nicht aus der Froschperspektive.
Apple verbaut die Lautsprecher sowohl beim MacBook Air als auch beim MacBook Pro an der Oberseite. Hier weicht Huawei erneut vom Vorbild ab, verfrachtet die beiden Mini-Speaker auf die Unterseite. Dort können sie im Idealfall die Schreibtischplatte für Reflexionen nutzen, die dem Klangvolumen zugutekommen. Balanciert ihr den Laptop auf den Knien, wird der Sound schnell dünn.
Vorbestelleraktion bis zum 24. Februar
Wer das Huawei MateBook bis zum 24. Februar 2019 vorbestellt, erhält als Bonus das Smartphone Huawei Mate 20 litegratis dazu. Das Smartphone kostet derzeit rund 280 Euro, die Vorbesteller-Aktion ist also durchaus lohnenswert.
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