Samsung bringt vier neue Galaxy-S10-Modelle

Mit der neuen Galaxy-S10-Reihe will Samsung wieder mehr Innovationen liefern und nicht nur mit der Konkurrenz gleichziehen. Die neuen Geräte kommen mit Multikamera-Systemen, Display-Fingerabdrucksensoren und interessanter Ladetechnik - sogar ein 5G-Modell hat der Anbieter im Portfolio.

Samsung hat seine neue Galaxy-S10-Reihe vorgestellt. Gleich vier Smartphones hat der südkoreanische Hersteller präsentiert: Zu den vorab bekannt gewordenen Modellen Galaxy S10, Galaxy S10+ und Galaxy S10e kommt noch das 5G-Modell Galaxy S10 5G hinzu.

Golem.de konnte sich die neuen Geräte bereits im Vorfeld der Präsentation anschauen. Samsungs Ankündigung, mit den Smartphones wieder mehr Innovationen liefern zu wollen, wurde erkennbar umgesetzt. Besonders interessant finden wir das kleinste Modell der Serie.

Das Galaxy S10e hat einen 5,8 Zoll großen OLED-Bildschirm in Full-HD-Plus-Auflösung. Damit ist das Gerät merklich kleiner als das Galaxy S10 mit seinem 6,1 Zoll großen Display und das Galaxy S10+, das sogar 6,4 Zoll groß ist. Entsprechend gut liegt das Galaxy S10e in der Hand. Zum guten Handling trägt auch der Umstand bei, dass der Hersteller hier auf ein sogenanntes Edge-Display verzichtet hat: Der Bildschirm ist am Rand flach und nicht gebogen.

Uns stören die abgerundeten Bildschirmränder bereits seit einiger Zeit, da sie keinerlei praktischen Nutzen erfüllen und nur zu Bildstörungen und unabsichtlichen Eingaben führen. Das passiert uns besonders häufig, wenn wir ein derartiges Smartphone quer halten, etwa um Videos zu schauen. Beim Galaxy S10e gibt es derartige Probleme nicht, was wir gut finden.

Das "e" in S10e steht Samsung zufolge für "Essential", das Gerät ist entsprechend in einigen Punkten etwas schwächer ausgestattet als die beiden anderen Modelle. Bei der grundlegenden Hardware gibt es aber einige Gemeinsamkeiten: Alle drei Smartphones verwenden beispielsweise Samsungs neues SoC Exynos 9820 mit eingebauter Neural Processing Unit (NPU). Unterschiede gibt es bei der Speicherausstattung, den Kameras und dem Fingerabdrucksensor - schlecht ausgestattet ist das Galaxy S10e aber nicht.

Beim Galaxy S10e verwendet der Hersteller einen Ein-Schalter, in dem ein Fingerabdrucksensor eingebaut ist. Beim Galaxy S10 und S10+ hingegen kommt ein Ultraschallsensor zum Einsatz, der sich direkt unter dem Display befindet. Der Nutzer muss zum Entsperren also seinen Finger auf den Bildschirm legen. Die Ultraschalltechnik soll gegenüber den optischen Systemen, wie sie etwas Huawei und Oneplus verwenden, in Geschwindigkeit und Sicherheit überlegen sein.

Zumindest den Geschwindigkeitsaspekt konnten wir in unserem ersten Kurztest schnell nachprüfen und Samsungs Behauptung bestätigen: Der Fingerabdrucksensor des Galaxy S10 und S10+ reagiert äußerst zuverlässig und schnell. Im direkten Vergleich beobachten wir beim Mate 20 Pro von Huawei eine weitaus größere Fehlerrate, wenn wir das Gerät mit einem Fingerabdruck entsperren wollen.

Display mit Kameraöffnung

Ein Blick auf die Displays der neuen Galaxy-S10-Modelle zeigt eine weitere Gemeinsamkeit: die direkt in das Display eingelassene Frontkamera. Samsung nennt sein Display mit Loch Infinity-O-Display. In der rechten oberen Ecke ist eine Öffnung für die Kamera eingelassen, auf eine Notch kann daher verzichtet werden. Zudem haben die drei Geräte nur einen sehr schmalen Rahmen um die Displays.

Das Galaxy S10e und das Galaxy S10 haben jeweils eine Frontkamera mit 10 Megapixeln, das Galaxy S10+ eine duale Frontkamera mit 10 und 8 Megapixeln. Dort können wir zwischen einem normalen Weitwinkel und einem Superweitwinkel umschalten, um mehr Personen auf das Selbstporträt zu bekommen. Der Unterschied im Blickwinkel ist aber verhältnismäßig klein, weshalb wir die Dualkamera eher weniger sinnvoll finden. Sie nimmt dafür nach unserem Geschmack zu viel Platz am oberen rechten Rand ein. Beim Galaxy S10e und Galaxy S10 stört uns die eingelassene Frontkamera weniger, wie sie uns auch beim Honor View 20 nicht gestört hat.

Bei den Hauptkameras verwendet Samsung je nach Modell verschiedene Konfigurationen. Das Galaxy S10e kommt mit einer Dualkamera, die einen 12-Megapixel- und einen 16-Megapixel-Sensor verwendet. Die Kamera bietet dem Nutzer einen normalen Weitwinkel und einen Superweitwinkel, ein Teleobjektiv hat das Smartphone nicht. Dieses gibt es erst beim Galaxy S10, das entsprechend mit drei Kameras auf der Rückseite erscheint.

Die normale Weitwinkelkamera hat dort 12 Megapixel, ebenso das Zoom-Objektiv. Die Ultra-Weitwinkelkamera hat 16 Megapixel. Das Galaxy S10+ verwendet die gleiche Konfiguration, hier gibt es aber noch die duale Frontkamera. Beim Galaxy S10 5G, dem 5G-fähigen Modell, das Samsung bei der Vorabpräsentation nur am Rande erwähnte, hat die Frontkamera noch eine zusätzliche Time-of-Flight-Kamera (ToF), mit der Tiefeninformationen noch genauer erfasst werden können. Inwieweit Nutzer diese im Alltag wirklich benötigen, ist fraglich.

Dank der im neuen Exynos-Prozessor verbauten NPU können Nutzer sich beim Fotografieren von einer künstlichen Intelligenz helfen lassen. Diese erkennt und analysiert beispielsweise Szenen und optimiert entsprechend die Bildeinstellungen. Samsung geht bei seinen neuen Smartphones allerdings noch weiter: Mithilfe des sogenannten Composition Guides können die neuen Galaxy-S10-Modelle dem Nutzer auch ganze Bildkompositionen vorschlagen. Mit der Funktion Best Shot zeigen ein großer, weißer Punkt und eine Wasserwaage dem Nutzer an, wie er die Kamera ausrichten muss, um ein gutes Bild zu erhalten - oder zumindest ein Bild, das die KI für gut hält.

Nachtaufnahmemodus benötigt ein Stativ

Der Porträtmodus Live Focus hat ebenfalls neue Optionen erhalten. So kann die Unschärfe des Hintergrundes manipuliert werden, um etwa einen Dreheffekt zu erzeugen. Ebenfalls neu ist der Super-Nightshot-Modus, mit dem Nachtaufnahmen mit Belichtungszeiten von bis zu 40 Sekunden aufgenommen werden können. Dafür benötigen Nutzer allerdings weiterhin ein Stativ, die KI kann keine Handbewegungen ausgleichen, wie es etwa Huawei bei seinen Smartphones ermöglicht.

Die Qualität der Fotos macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck, abschließend bewerten können wir sie aber noch nicht. Die Hauptkameras haben wieder Samsungs variable Blende. Videos können alle Modelle in 4K mit 60 fps aufnehmen, die Stabilisierung gefällt uns dabei sehr gut. Aber auch hier wird erst ein detaillierter Test eine genauere Einschätzung erlauben. Die Videos können mit HDR10+-Unterstützung aufgenommen werden.

Die KI soll den Nutzer auch bei der Nutzung seiner Apps unterstützen. Die neuen Galaxy-S10-Modelle beobachten dabei, wann welche Anwendung verwendet wird. Dementsprechend werden bestimmte Apps zu bestimmten Uhrzeiten automatisch im Hintergrund geschlossen - immer dann, wenn sie tendenziell eher nicht verwendet werden. Unter Umständen drosselt die KI auch die Leistung des SoCs, wenn sie der Meinung ist, dass gerade nicht die volle Leistung notwendig ist. Die KI arbeitet Samsung zufolge ausschließlich auf dem Gerät selbst und nicht in der Cloud. Die Optimierungsfunktionen sind bei Auslieferung der Geräte deaktiviert, Nutzer müssen sie explizit einschalten.

Akkus mit umgekehrter Ladefunktion

Auch beim Akku hat Samsung einige interessante Funktionen eingebaut. Alle neuen Geräte lassen sich sowohl per USB als auch drahtlos schnellladen. Zudem können die Smartphones dank Power Share andere Geräte induktiv laden. Das funktioniert auch dann, wenn das Galaxy S10 mit einem Kabel aufgeladen wird - so kann beispielsweise Zubehör wie eine Smartwatch oder Samsungs neue Kopfhörer Galaxy Buds mit aufgeladen werden. Eine Premiere ist diese Funktion allerdings nicht: Huawei hatte sie bereits beim Mate 20 Pro vorgestellt.

Der Akku des Galaxy S10e hat eine Nennladung von 3.100 mAh, der des Galaxy S10 3.400 mAh. Das Galaxy S10+ verwendet einen 4.100-mAh-Akku, das Galaxy S10 5G sogar einen mit 4.500 mAh. Das Galaxy S10 und das Galaxy S10+ sind trotz dieser großen Akkus mit 7,8 und 7,9 mm Dicke verhältnismäßig dünn - das Galaxy S9 kommt auf 8,5 mm.

Alle Geräte unterstützen Cat20-LTE sowie WiFi 6 (802.11ax). Die Smartphones sind nach IP68 vor Wasser und Staub geschützt. Das Galaxy S10e hat 6 GByte Arbeitsspeicher und 128 GByte Flash-Speicher. Das Galaxy S10 hat 8 GByte RAM und wahlweise 128 GByte oder 256 GByte Flash-Speicher. Das Galaxy S10+ ist mit 8 GByte RAM und 512 GByte Flash-Speicher oder erstmals auch mit 12 GByte Arbeitsspeicher und 1 TByte Flash-Speicher erhältlich. Beim Galaxy S10 5G hat sich Samsung für die Kombinationen 6 GByte RAM und 128 GByte Flash-Speicher oder 12 GByte RAM und 512 GByte Flash-Speicher entschieden. Alle Geräte kommen mit einem Steckplatz für Speicherkarten.

Vom Design her ähneln sich alle Modelle. Das Galaxy S10e, S10 und S10 5G haben Rückseiten aus Glas, beim S10+ kommt ein Keramikverbundstoff zum Einsatz. Ausgeliefert werden die Smartphones mit Android 9 und Samsungs neuer Benutzeroberfläche One UI. Diese wirkt verglichen mit der vorigen Nutzeroberfläche aufgeräumter. Außerdem hat der Hersteller darauf geachtet, dass sich alle Bedienelemente in den unteren zwei Dritteln des Bildschirmes befinden, wo sie mit dem Daumen gut erreichbar sind. Das obere Bildschirmdrittel dient eher dazu, Informationen anzuzeigen. So soll verhindert werden, dass Nutzer beispielsweise zum Zurückgehen mit dem Daumen in eine der oberen Ecken tippen müssen.

Fazit

Die neuen Galaxy-S10-Modelle machen auf uns im ersten kurzen Test einen sehr guten Eindruck. Wir halten die Idee von Samsung für gut, seine Top-Smartphone-Reihe erstmals in drei, mit der 5G-Version sogar vier Modelle aufzuteilen. Die Geschmäcker bezüglich der Größe sind bei den Nutzern verschieden, zudem erlaubt eine derartige Unterteilung auch eine bessere Staffelung nach Preisen.

Kleines Galaxy S10e gefällt uns gut

Besonders angetan hat es uns das kleinste Modell der Reihe, das Galaxy S10e. Mit 5,8 Zoll ist der Bildschirm für heutige Verhältnisse fast schon klein, entsprechend gut liegt das Smartphone in der Hand und in der Hosentasche. Außerdem schätzen wir die normalen Display-Ränder, die wir den abgerundeten Edge-Rändern stets vorziehen. Beim Umgang mit dem Gerät gibt es schlicht und ergreifend weniger Fehleingaben. Vom Prozessor her unterscheidet sich das Galaxy S10e nicht von den anderen Modellen.

Die duale Hauptkamera dürfte vielen Nutzern im Alltag ausreichen, auch wenn die Dreifachkameras des Galaxy S10 und S10+ mit dem Teleobjektiv noch eine dritte Perspektive ermöglichen. Eher unnötig finden wir die duale Frontkamera des Galaxy S10+, deren perspektivische Unterschiede für unseren Geschmack den Platzverbrauch nicht rechtfertigen. Wer einen größeren Bildschirm, mehr Speicher und mehr Kameras will, kann zu den größeren Modellen greifen.

Dank der NPU des neuen Exynos-Chips verfügt nicht nur die Kamera-App der Galaxy-S10-Modelle über KI-Funktionen, auch das Android-System selbst bietet dem Nutzer Unterstützung an. Wenn der diese nicht will, braucht er sie aber nicht zu aktivieren.

Geräte ab März 2019 erhältlich

Das Galaxy S10e, Galaxy S10 und Galaxy S10+ sollen ab dem 8. März 2019 erhältlich sein. Das Galaxy S10e kostet 750 Euro. Das Galaxy S10 mit 128 GByte Speicher ist für 900 Euro erhältlich, die Version mit 512 GByte Speicher soll 1.150 Euro kosten. Das Galaxy S10+ kostet in der günstigsten Version mit 8 GByte Arbeitsspeicher und 512 GByte Flash-Speicher 1.250 Euro. Für die Variante mit 12 GByte RAM und 1 TByte Flash-Speicher will Samsung 1.600 Euro haben.

Wer das Galaxy S10 und Galaxy S10+ vorbestellt, bekommt die neuen Kopfhörer Galaxy Buds kostenlos dazu. Das Galaxy S10 5G soll in Kooperation mit Netzwerkanbietern im Sommer 2019 in Deutschland auf den Markt kommen.